Bergsteigen: Spalten-Abenteuer Strahlhorn (4.190m) bestanden!
Das Strahlhorn im Wallis (CH) gilt als technisch eher einfacher, aber dafür umso schweißtreibenderer Viertausender, denn der Weg zum Gipfel ist weit, sehr weit und da er fast ausschließlich über einen stark zerklüfteten und daher extrem spaltenreichen Gletscher führt, vor allem bei den heißen Temperaturen, die während der letzten Wochen im Alpenraum herrschten, unheimlich anstrengend. Schnee und Eis sind derzeit so weich, dass man häufig knietief einsinkt, anstatt, wie bei derartigen Hochtouren eigentlich üblich, gemütlich über eine feste hartgefrorene Oberfläche zu marschieren. Wobei "knietief" manchmal noch die zu bevorzugende "Einsink-Variante" ist, aber dazu später mehr.
Der Reihe nach:
Von der Brittaniahütte (3.030m hoch gelegen), die wir tags zuvor erwandert hatten, ging es pünktlich um 03:30 Uhr mit Stirnlampen bewaffnet in der Hoffnung los, die Gletscher könnten nachts gefroren sein, aber schon nach den ersten Schritten war klar, dass erstens hier gar nix gefroren ist (selbst zu dieser Uhrzeit nicht), wir zweitens daher wohl kaum einen neuen Speed-Begehungs-Rekord am Strahlhorn aufstellen würden :-) und wir uns dafür drittens ziemlich werden quälen müssen. Aber eigentlich kamen wir für diese schwierigen Bedingungen dann doch ganz gut voran, bis uns gellende Hilfeschreie jäh ausbremsten. Der Vordermann einer britischen 2er-Seilschaft war in eine Spalte eingebrochen. Zwar hielten Seil und Hinterfrau stand, aber alleine war es der Frau unmöglich, den Mann aus der misslichen Lage zu befreien, so dass wir zur Hilfe eilen mussten. Unser Bergführer Philipp, selbst Chef der örtlichen Bergrettung, meisterte die Situation aber bravourös, so dass außer dem Schock, der den beiden verständlicherweise sichtbar in den Gliedern steckte, ein paar Schürfwunden und einer gebrochenen Nase keine größeren Schäden zu beklagen waren und wir die Tour fortsetzen konnten.
(der glückliche Moment, als der Brite wieder Tageslicht zu sehen bekam)
Von da an gab es beim weiteren Aufstieg aber keine Probleme mehr und das STRAHLhorn machte seinem Namen an diesem Tag wirklich alle Ehre. Nach 6 Stunden Marschzeit konnten wir bei STRAHLendem Sonnenschein eine unglaublich schöne Gipfelschau genießen.
(glückliche Gifpelstürmer auf dem 4.190m hohen Strahlhorn)
(Rast kurz unterhalb des Gipfels vor grandioser Kulisse)
Der Abstieg zur Brittaniahütte auf derselben Route zieht sich dann schon etwas, vor allem weil der Gletscher natürlich in der Sommersonne jetzt noch weicher war als beim Aufstieg und daher am Ende des Tages jeder der Gruppe zumindest einmal das zweifelhafte Erlebnis hatte, wie es ist, nicht nur knietief einzusinken, sondern bis zur Hüfte zu verschwinden, ohne Boden unter den Füßen zu spüren, aber letztlich ging alles gut und nach 04:30 Stunden war auch das geschafft.
Auf der Hütte frisch gestärkt, war der Rückweg zur Station Felskinn, von wo uns die Bahn zurück nach Saas Fee brachte, nur noch Formsache. Nach insgesamt 11:30 Stunden Bergsteigen ging ein erlebnisreicher, sehr anstrengender, aber vor allem, und darum geht es ja schließlich, wunderschöner Tag stilecht, bei leckerem Walliser Käsefondue, zu Ende.
WALLIS - WIR KOMMEN WIEDER!